Liebste Gäste,
anlässlich des 265.Geburtstages von Johann Wolfgang von Goethe,
ihm zu Ehren und zu Ihrer Freude,
ein Interview ''mit ihm''.
Soviele Jahre her...und doch ganz im Sinne der Gegenwart...
Catrin du
Coeur:
Lieber Herr von Goethe, lieber Goethe, mein lieber Wolfgang!
Darf ich Sie, ganz dreist, so nennen?
J.Wolfgang von Goethe:
Sie dürfen mich nennen, ganz wie es Ihr Herz vorschreibt.
Ich nenne Sie, meine liebe Catrin.
Catrin du Coeur:
Ein herzlicher Dank, lieber Wolfgang. Heute, der 28.August,
ist Ihr Geburtstag. Wie wichtig ist dieser Tag für Sie?
J.Wolfgang von Goethe:
Zweifelsfrei ist ein Geburtstag ein wichtiger Tag für jedermann
und mir hätte zu meinem Geburtstage kein Geschenk angenehmer werden können, als
Ihr Brief, in welchem Sie, mit freundlicher Hand, die Summe meiner Existenz
ziehen und mich durch Ihre Teilnahme zu einem emsigeren und lebhafteren
Gebrauch meiner Möglichkeiten aufmuntern.
Catrin du Coeur:
Wie glücklich Sie es verstehen. Der Tag geht zu Ende und es
war in Weimar ein großartiges Fest, Ihnen zu Ehren ausgestattet. Der Park an
der Ilm war festlich illuminiert, es gab Tänze, Lesungen, Dialoge und gutes Essen.
Hauptthema des Tages war Ihr west östlicher Divan. Welche Botschaft vermittelt
uns dieses große Werk?
J.Wolfgang von Goethe:
Die Botschaft, welche empfangen wird, liegt an jedem selbst, liebe Catrin. Jeder hört, jeder sieht und jeder liest doch nur, was er versteht.
Wer sich selbst und andre kennt,
Wird auch hier erkennen;
Orient und Okzident
Sind nicht mehr zu trennen.
Das Verständnis für das Große Ganze, liegt im Kleinen Einzelnen.
Willst Du Dich am Ganzen erquicken,
So musst Du das Ganze im Kleinsten erblicken.
Catrin du Coeur:
Wollen Sie damit sagen, dass wir allesamt aus einem sind?
Das Alles mit Allem, im Kleinsten eins ist?
Und das es offene, erfahrene Augen braucht und Verständnis
im Dialog, von beiden Seiten, für einen Frieden und Einigkeit im Großen, doch beginnend
im Kleinsten, mit jedems erstem Schritt, wohin dieser tatsächlich auch führen
mag, wenn nur das Ziel, mit aufrechtem, friedvollem Sinn, vor Augen ''lag''?
J.Wolfgang von Goethe:
Das will ich meinen. Die Erscheinung ist vom Betrachter
nicht losgelöst, vielmehr in die Individualität desselben verschlungen und
verwickelt.
Doch Achtung:
Gleich sei keiner dem andern;
Doch gleich sei jeder dem Höchsten.
Wie das zu machen?
Es sei jeder vollendet in sich.
Catrin du Coeur:
Dann sprechen wir jetzt von Persönlichkeit und der
individuellen Entfaltung derselben.
Viele Menschen glauben in erster Linie daran, gut studiert,
gut gelehrt in einer Sache, ohne ein Irren und ohne Wirren des Lebens, ohne
Umweg und ohne Umschau; das brächte sie ansehnlich und sicher an ihre Ziele.
Das wäre wohl der Sinn ihres Lebens.
Was sagen Sie dazu, lieber Wolfgang?
J.Wolfgang von Goethe:
Das fruchtbarste Lernen, ist die Überwindung des eigenen
Irrtums. Wer keinen Irrtum eingestehen will, kann ein großer Gelehrter sein,
aber er ist kein großer Lerner. Wer sich des Irrtums schämt, der sträubt sich,
ihn zu erkennen und zuzugeben; d.h. er sträubt sich vor seinem besten
innerlichen Gewinn. Da jedermann irrt, da die Weißesten geirrt haben, so haben
wir keinen Grund, unseren Irrtum als etwas Schändliches zu empfinden.
Irrend lernt man!
Catrin du Coeur:
Es braucht also eine gewisse Größe und Persönlichkeit, so
wahr dem Irrtum Raum zu geben und sogar
dankbar aus ihm zu lernen.
J.Wolfgang von Goethe:
Ja, denn wenn ich irre, kann es jeder bemerken, wenn ich
lüge, nicht.
Mit seltsamen Gebärden
gibt man sich viele Pein,
kein Mensch will etwas werden,
ein jeder will schon was sein.
Catrin du Coeur:
Wie kann es gelingen, im Leben genügend Mut zu finden, den
es braucht…
Und genügend Erfahrung zu erlangen, die Verständnis möglich
macht…
J.Wolfgang von Goethe:
Die Hauptsache ist, daß man eine Seele habe, die das Wahre
liebt und die es aufnimmt, wo sie es findet.
Und; Ohne Ernst ist in der Welt nichts möglich.
Nur eine Richtung bildet keinen Charakter.
Willst Du ins Unendliche schreiten,
geh nur ins Endliche nach allen Seiten.
Und bedenkt:
Alles geben die Götter, die unendlichen,
ihren Lieblingen ganz;
alle Freuden, die unendlichen,
alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.
Was verkürzt mir die Zeit?
Tätigkeit!
Was macht sie unerträglich lang?
Müßiggang!
Was bringt in Schulden?
Harren und Dulden!
Was macht Gewinnen?
Nicht lange besinnen!
Was bringt zu Ehren?
Sich wehren!
Catrin du Coeur:
Danke, mein lieber Wolfgang.
Sind es nicht die einfachen Sachen,
die uns zu zufriedenen Menschen machen?
Sind sie’s nicht, die uns wachsen lassen,
die uns starke Charakter schaffen?
J.Wolfgang von Goethe:
Wenn ich des Morgens mit Sonnenaufgange hinausgehe nach
meinem Wahlheim und dort im Wirtsgarten mir meine Zuckererbsen selbst pflücke,
mich hinsetze, sie abfädle und dazwischen in meinem Homer lese; wenn ich dann
in der kleinen Küche mir einen Topf wähle, mir Butter aussteche, Schoten ans
Feuer stelle, zudecke und mich dazu setze, sie manchmal umzuschütteln: da fühl
ich so lebhaft. Es ist nichts, das mich so mit einer stillen, wahren Empfindung
ausfüllte, als die Züge patriarchalischen Lebens, die ich Gott sei Dank ohne
Affektation in meine Lebensart verweben kann. Wie wohl ist mir’s, daß mein Herz
die simple harmlose Wonne des Menschen fühlen kann, der ein Krauthaupt auf
seinen Tisch bringt, das er selbst gezogen und nicht den Kohl allein, sondern
all die guten Tage, den schönen Morgen da er ihn pflanzte, die lieblichen
Abende da er ihn begoß und da er an dem fortschreitenden Wachstum seine Freud
hatte, alle in einem Augenblicke wieder mitgenießt.
Alles ist als wie geschenkt.
Catrin du Coeur:
..wie gut kann ich das nachvollziehen und verstehen. Und
bestimmt nicht nur ich.
Ich würde so gern noch weiter über Natur und Wachstum, über
unsere Kinder und deren Bildung mit Ihnen sprechen. Ihre Meinung, lieber
Wolfgang, in Geltung zu unserer Zeit erleben.
Doch vielleicht ein anderes Mal?
J.Wolfgang von Goethe:
So sehr wünsche ich, dieses Gespräch fortzuführen.
Noch ein Wichtiges zum Abschiede; mit Liebe!
Freudvoll und leidvoll,
Gedankenvoll sein,
Hangen und bangen
In schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt;
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt!
Noch ein Wichtiges zum Abschiede; mit Liebe!
Freudvoll und leidvoll,
Gedankenvoll sein,
Hangen und bangen
In schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt;
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt!
Das beste hoffend,
auf Bald!
Catrin du Coeur:
Danke Wolfgang, vielen Dank lieber Johann Wolfgang von
Goethe, für Ihre Worte.
Auf bald!
Ihre Catrin du Coeur.
(alle Antworten von J.Wolfgang von Goethe sind tatsächliche
Zitate von ihm, Rechtschreibung ist im Original belassen)
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